Am „Hessencampus“ in Hofgeismar erneuert der Landkreis Kassel aktuell den Holzhackschnitzelkessel. Die Anlage mit einer Leistung von 500 kW wird in der Albert-Schweitzer-Schule stehen und unter anderem auch die benachbarte Herwig-Blankertz-Schule mit Wärme versorgen. Zusätzlich wird ein Pufferspeicher mit einem Inhalt von 15.000 Liter im Außenbereich aufgestellt. Durch diese Kombination kann der Holzhackschnitzelkessel bedarfsabhängiger betrieben werden. „Wir investieren hier an unserem Schulstandort in Hofgeismar rund 780.000 Euro in moderne Technik“, teilt Landrat Andreas Siebert mit.
Die erste Holzhackschnitzelfeuerungsanlage wurde bereits 1999 am „Hessencampus“ installiert. „Es war der erste Holzhackschnitzelkessel im Landkreis Kassel, der über eine Wärmeleistung von 700 kW verfügte“, erklärt Elke Hübel vom Immobilienmanagement des Landkreises Kassel. Das dazugehörige Holzhackschnitzellager wurde damals mit fünf Metern Abstand als neues Gebäude an der Stirnseite aufgebaut. „Über einen unterirdischen Schubboden werden die Holzhackschnitzel in den Heizkessel im Gebäude transportiert. Dieses Holzhackschnitzellager wird im Bereich der Sensoren und Schubböden dem Stand der Technik angepasst und weiter betrieben“, ergänzt Philip Rüddenklau vom Immobilienmanagement.
Weil die Schäden an dem 25 Jahre alten Kessel nicht mehr repariert werden können, hat der Landkreis Kassel im vergangenen Jahr einen Antrag zur Förderung einer Biomassefeuerungsanlage bei der WI Bank gestellt, sodass der Austausch mit 200.000 Euro Landesmitteln bezuschusst wird. „Die Heizzentrale verfügt zusätzlich über zwei Gaskessel mit einer Gesamtleistung von 1.140 kW als Spitzenlastkessel“, erklärt Hübel. Die Holzhackschnitzelfeuerungsanlage wird als Grundlastkessel betrieben – bei Bedarf schalten sich die beiden Gaskessel nacheinander zu.
Mit der ÖPP-Sanierung des Hessencampus im Jahr 2009 konnte durch den Einbau neuer Fenster und der Gebäudedämmung so viel Heizleistung aus dem Holzhackschnitzelkessel und den Gaskesseln eingespart werden, dass vor einigen Jahren auch das Verwaltungsgebäude im Kasinoweg 22 an die Heizkesselanlage angeschlossen werden konnte.
Zur Vorbereitung der Baumaßnahme wurde im Erdgraben zum Pufferspeicher noch eine zusätzliche Nahwärmeleitung verlegt, die es der Stadt Hofgeismar künftig ermöglicht, ihren Bauhof und die Feuerwehrgebäude anzuschließen. „Momentan laufen diesbezüglich Gespräche mit der Stadt“, teilt Siebert mit.
In den nächsten Jahren wird der Landkreis Kassel altersbedingt weitere Holzhackschnitzelfeuerungsanlagen erneuern. Zunächst werden zwei identische Anlagen in den Gesamtschulen Bad Karlshafen und Grebenstein aus dem Jahr 2002 ausgetauscht, gefolgt von den Anlagen in der Gesamtschule Zierenberg und der Grundschule Calden.
Beim Austausch von alten Öl- und Gas-Heizkesselanlagen in Bestandsgebäuden wie auch bei Neubauten prüft der Landkreis grundsätzlich immer, ob und in welcher Form auf regenerative Energien umgestellt werden kann. „Allerdings gibt es in den meisten Altbauten keine Alternative zu Pellet- oder Holzhackschnitzelfeuerungsanlagen, da die vorhandenen Heizkörper mindestens eine Vorlauftemperatur von 70 Grad Celsius haben müssen, um die benötigte Heizleistung abzugeben. Diese benötigten Temperaturen kann wirtschaftlich keine Wärmepumpe leisten“, erklärt Hübel. Wenn Fernwärmeleitungen von externen Betreibern wie der EAM oder von landwirtschaftlichen Biomasseanlagen vorhanden sind, präferiert der Landkreis immer den Anschluss der eigenen Gebäude an das Fernwärmenetz.