Landkreis plant Erweiterung der Würfelturmschule Hofgeismar

Sichten die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie: (von links) Matthias Markitz, Projektleiter Landkreis Kassel, Bürgermeister Torben Busse, Schuldezernentin Silke Engler und Schulleiterin Birgit Semmler.

Die Würfelturmschule in Hofgeismar soll nach über 30 Jahren wieder an einem Standort vereint werden. „Um dem Anspruch auf Ganztagsbetreuung ab 2026 gerecht werden zu können, brauchen wir zusätzliche Betreuungsräume. Das haben wir zum Anlass genommen, auch die Zusammenlegung der Grundschule an einem Standort prüfen zu lassen“, teilt Schuldezernentin Silke Engler bei der Präsentation der Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie mit. „Die gemeinsame Nutzung von Ressourcen, die Optimierung der Baukosten, die städtebauliche Einbindung, kurze Schulwege sowie ein optimiertes räumliches und pädagogisches Konzept sprechen für eine Zusammenlegung am Unteren Graben“, sagt Engler. 

Aktuell sind 260 Kinder der fünfzügigen Würfelturmschule in der Manteuffel-Anlage untergebracht, weitere 280 Schülerinnen und Schüler besuchen den Standort Unterer Graben. „Durch eine Zusammenlegung könnten alle 20 Klassen, zwei Vorklassen, drei Intensivklassen und vier Vorlaufkursen an einem Ort gebündelt werden“, erklärt Projektleiter Matthias Markitz vom Immobilienmanagement des Landkreises. „Eine Herausforderung wird die Verkehrsanbindung an die angespannte Infrastruktur sein. Gleichwohl bietet der naheliegende ZOB mit Parkplatz einige Vorteile. Offene Fragen beispielsweise zur Schülerbegleitung und zu einer alternativen Direktanbindung an den Schulhof müssen noch geprüft werden“, erklärt Engler. 

Die Mensa und die Sporthalle der benachbarten Brüder-Grimm-Schule werden bereits von den Würfelturmschülern am Unteren Graben genutzt. „Durch die Zusammenlegung der beiden Standorte sollen weitere Synergieeffekte im Verwaltungsbereich und der Ganztagsbetreuung entstehen“, sagt Markitz. 

Bürgermeister Torben Busse: „Die Stadt Hofgeismar begrüßt die Ergebnisse der Studie sehr. Sie ist ein deutliches Bekenntnis zum Standort am Würfelturm - im Herzen der Stadt. Damit ergibt sich die Perspektive, die Grundschulmodernisierung dort voranzutreiben, wo die Wege sowohl für die Kinder als auch zu den anderen Schulen kurz sind und sich viele Synergien ergeben.“  

Im Herbst wird der Landkreis mit der Suche eines geeigneten Architekten beginnen: „Auf die Vorentwürfe aus der Machbarkeitsstudie kann aufgebaut werden, was den Planungsprozess beschleunigt“, sagt Markitz. Wenn alles nach Plan läuft, können die Bauarbeiten im Frühjahr 2026 beginnen. Um die Pläne umsetzen zu können, muss ein Teil der bestehenden und sanierungsbedürftigen Gebäude abgebrochen und eine Übergangslösung geschaffen werden, da der Umbau während des laufenden Schulbetriebs in zwei Bauabschnitten stattfinden wird. Der Unterricht am Standort Manteuffel-Anlage läuft in dieser Zeit ungehindert weiter. 

„Nach den ersten Gesprächen 2019 freue ich mich, dass es möglich wird, die Würfelturmschule als die Grundschule in Hofgeismar zurückzubekommen. Über dreißig Jahre waren Manteuffel-Anlage und Unterer Graben für die Bewohner der Stadt als getrennte Schule wahrnehmbar“, sagt Schulleiterin Birgitt Semmler. Der Neubau bietet aus Sicht der Schulleitung die Möglichkeit, die bisherige gute pädagogische Arbeit des Kollegiums weiterzuentwickeln und die Kinder zu fördern und zu fordern. „Auch wenn die Bauphase Lärm, Unruhe, Gespräche und ein hohes Maß an Flexibilität fordern, liegt eine spannende Zeit vor uns, die wir gemeinsame mit allen Beteiligten bewältigen werden, um dann die Einweihung der neuen alten Grundschule am Standort Unterer Graben zu feiern“, sagt Semmler.  

Der Landkreis geht von circa 25 Millionen Euro Baukosten für den Abbruch bestehender Gebäude, die Interimslösung während des Baubetriebs und die Neubauten aus. Sollte darüber hinaus eine weitere Sporthalle gebaut werden, ist mit weiteren fünf Mio. Euro zu rechnen.  

HINTERGRUND

Mit Beginn des Schuljahres 2026/27 erfolgt eine stufenweise Einführung des Rechtsanspruchs. Dann haben Kinder der Jahrgangsstufe 1 erstmalig Anspruch auf Ganztagsbetreuung. Bis zum Schuljahr 2029/30 wird allen Grundschulkindern die Ganztagsbetreuung täglich mit mindestens 8 Stunden inklusive Unterrichtszeiten ermöglicht. Darüber hinaus wird eine Ferienbetreuung bis auf Schließzeiten von maximal vier Wochen angeboten.  

 Schulen mit Ganztagsangeboten (Profil 1)

Schulen mit einem dem Profil 1 entsprechenden Ganztagsangebot bieten an mindestens drei Wochentagen von 7:30 Uhr bis 14:30 Uhr Hausaufgabenbetreuung, Fördermaßnahmen sowie erweiterte Angebote im Wahl- und Freizeitbereich an. Die Teilnahme an diesen Angeboten ist für die Schülerinnen und Schüler freiwillig. Nach erfolgter Anmeldung durch die Eltern besteht allerdings die Pflicht zur Teilnahme. Das Angebot kann auf bestimmte Jahrgänge begrenzt sein. Das konkrete pädagogische Konzept entwickelt die Schule selbst. Es ist im Schulprogramm zu verankern, das von der Schulaufsichtsbehörde genehmigt wird. Das Profil 1 wird im Landkreis Kassel im Schuljahr 2023/24 an sieben Schulen angeboten. 

Schulen mit Ganztagsangeboten (Profil 2)

Schulen mit einem dem Profil 2 entsprechenden Ganztagsangebot bieten an allen fünf Schultagen pro Woche freiwillige Zusatzangebote von 7.30 Uhr bis 16.00 oder 17.00 Uhr. Unter anderem werden Förderkurse, Wahlangebote, AGs und Projekte, Hausaufgabenbetreuung, Lern- und Übungszeiten sowie die Teilnahme an offenen Sport- und Spielgruppen gewährleistet. Stundenzeiten und der Wechsel von Bildungs- und Freizeitangeboten können schulintern geregelt werden. Für angemeldete Schülerinnen und Schüler besteht eine Teilnahmepflicht. Das Profil 2 wird im Landkreis Kassel im Schuljahr 2023/24 an 17 Schulen angeboten. 

Schulen mit Ganztagsangeboten (Profil 3)

Schulen mit einem dem Profil 3 entsprechenden Ganztagsangebot werden als Ganztagsschulen bezeichnet. Diese bieten an fünf Tagen pro Woche in der Zeit von 7:30 Uhr bis 16:00 oder 17:00 Uhr Betreuung, Unterricht sowie verpflichtende Ganztagsangebote für alle ihre Schülerinnen und Schüler oder für einen definierten Teil ihrer Schülerschaft an. Die Teilnahme an den zusätzlichen Angeboten ist für die Schülerinnen und Schüler ganz oder teilweise verpflichtend. Zu den Angeboten zählen Förderkurse, Wahlangebote, AGs, Hausaufgabenbetreuung, Lern- und Übungszeiten sowie die Teilnahme an offenen Sport- und Spielgruppen. Das Profil 3 wird im Landkreis Kassel im Schuljahr 2023/24 an vier Schulen angeboten. 

Pakt für den Ganztag

Der „Pakt für den Ganztag“ beruht auf einer Kooperationsvereinbarung über die Einführung von ganztägigen Angeboten für die jüngsten Schülerinnen und Schüler, die zum Schuljahr 2015/2016 zunächst mit sechs Pilot-Schulträgern geschlossen wurde. Im „Pakt für den Ganztag“ übernehmen Land und Schulträger erstmals gemeinsam Verantwortung für ein integriertes und passgenaues Bildungs- und Betreuungsangebot. Teilnehmende Grundschulen und Grundstufen von Förderschulen verfügen an fünf Tagen in der Woche von 7:30 Uhr bis 17:00 Uhr und auch in den Schulferien über ein verlässliches und freiwilliges Bildungs- und Betreuungsangebot. Eltern können zwischen mindestens zwei zeitlichen Modulen wählen, einem kürzeren bis 14.30 oder 15 Uhr und einem längeren bis 17 Uhr, auf Wunsch auch mit Ferienbetreuung. Grundsätzlich ist der „Pakt für den Ganztag“ ein freiwilliges Angebot, nach Anmeldung des Kindes dann verbindlich. Für die Bildungs- und Betreuungsangebote von Schulen im „Pakt für den Ganztag“ gilt - ebenso wie für die Schulen im Profil 1, 2 und 3 des Ganztagsprogramms - der in der Richtlinie für ganztägig arbeitende Schulen verankerte Qualitätsrahmen für die Profile ganztägig arbeitender Schulen. Schulen im Pakt für den Ganztag arbeiten nach den Qualitätskriterien des Profils 2. Im Pakt für den Ganztag befinden sich im Landkreis Kassel im Schuljahr 2023/24 vier Schulen.