Knapp 400 Fälle der Afrikanischen Schweinepest (ASP) sind seit Beginn des Jahres bei Wild- und Hausschweinen in Deutschland erfasst worden. Besonders auch in Südhessen mehrt sich das Vorkommen der für den Menschen ungefährlichen Viruserkrankung. „Um für den Ernstfall gut vorbereitet zu sein, hat der Fachbereich Veterinärwesen und Verbraucherschutz des Landkreises Kassel zusammen mit weiteren Akteuren, wie etwa dem Forstamt Reinhardshagen und der lokalen ASP-Sachverständigengruppe, einen Übungstag im Reinhardswald abgehalten“, informiert Umweltdezernent Thomas Ackermann. Dr. Sabine Kneißl, Leiterin des Fachbereichs, ergänzt: „Die Frage ist nicht, ob, sondern wann die ASP auch den Landkreis Kassel erreicht.“
Beim praktischen Teil des Übungstages wurden nicht-infizierte Wildschwein-Kadaver an verschiedenen Stellen im Reinhardswald ausgelegt, die es zu lokalisieren, zu bergen und zu dokumentieren galt. Ehrenamtliche Suchhundegespanne sowie ein Drohnenpilot mussten in einem eingegrenzten Suchgebiet die Kadaver aufspüren. Anschließend begab sich ein Bergeteam zur Fundstelle, entnahm Proben und barg die Kadaver hygienisch und seuchengerecht.
Ein weiterer Teil der Übung bestand darin, eine App zur digitalen Unterstützung im Seuchenfall zu testen. „Ein ASP-Ausbruch kann jahrelange Bekämpfung bedeuten. Dieser lange Zeitraum bindet nicht nur Ressourcen im Bereich der Suche und Bergung, sondern auch im Bereich der Dokumentation der Tätigkeiten. Um den Aufwand für die Probenverwaltung, den Informationsfluss zwischen den Beteiligten und für die notwendigen Berichtspflichten, etwa gegenüber Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, zu reduzieren, ohne dass Informationen verloren gehen, haben wir auch eine App zur Unterstützung dieser Tätigkeiten ausführlich getestet“, erklärt Dr. Christina Werner, Fachdienstleitung Tierseuchenbekämpfung beim Veterinäramt des Kreises.
Am Ende des Übungstages waren sich alle einig: Auffinden und Bergen der zuvor ausgelegten Wildschweinkadaver wurde erfolgreich absolviert. „Auch der Einsatz der ASP-Management-App hat sich dabei als sehr nützlich erwiesen, sodass alle Aufgaben den Anforderungen entsprechend dokumentiert werden konnten und zum Abschluss der Übung eine digitale Auswertung möglich war“, bilanziert Dr. Werner. „Der Übungstag war ein weiterer Schritt in unseren Bemühungen, auf die ASP bestmöglich vorbereitet zu sein. Wir haben bereits 2019 spezielle Bergesets beschafft, 2021 Schulungstermine zum Umgang mit der ASP abgehalten und ein Jahr später 30 Kilometer mobilen E-Zaun angeschafft“, so Ackermann. Und nicht nur das: „Wir haben vor zwei Jahren eine Sachverständigengruppe im Landkreis zum Thema ASP gegründet, um im Vorfeld ein kompetentes Netzwerk zu schaffen“, ergänzt Dr. Kneißl. Auch stehe man regelmäßig im Austausch mit dem ASP-erprobten Landkreis Oder-Spree im östlichen Brandenburg. Dorthin fuhren in diesem Jahr auch Mitarbeitende des Veterinäramtes und tauschten Erfahrungen im Eindämmen und Bekämpfen der Afrikanischen Schweinepest aus.