Moro: Innovative Flächenentwicklung in der Region Kassel

Flächenansprüche regional steuern: Landrat Andreas Siebert (von links), Breunas Bürgermeister Jens Wiegand, Christina Grebe, Leiterin Servicezentrum Regionalentwicklung, Christoph Haller, Leiter Planung beim ZRK, und Fabian Dosch vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).

Mit dem Abschluss des Modellvorhabens der Raumordnung (MORO) „Entwicklungsprogramm Gewerbeflächen – Ein regionales Steuerungsinstrument für die Region Kassel“ werden neue Maßstäbe für eine nachhaltige und strategische Gewerbeflächenplanung gesetzt. In enger Zusammenarbeit des Landkreises Kassel mit dem Zweckverband Raum Kassel (ZRK) ist in den vergangenen zweieinhalb Jahren ein interkommunales Steuerungsinstrument entwickelt worden, das eine gezielte und zukunftsfähige Nutzung von Gewerbeflächen ermöglicht.  

„Bislang fehlt eine verantwortliche Instanz zur verbindlichen Steuerung einer nachhaltigen Gewerbeflächenentwicklung, was dazu führt, dass aktuell die notwendigen Ressourcen für die Datenerhebung gewerblicher Potenziale und Bedarfe und deren kontinuierliche Fortschreibung nicht sichergestellt werden“, erklärt Landrat Andreas Siebert und ergänzt: „wir müssen in die Lage versetzt werden, die Themen passgenaue Standortwahl, Nachhaltigkeit, Flächensparsamkeit, Klimaanpassungs- und Klimaschutzmaßnahmen in Gewerbegebieten gezielter realisieren zu können.“ 

Genau hier greift das Modellvorhaben – potenzielle Gewerbeflächen frühzeitig sichern und gleichzeitig eine räumliche Konzentration der Gewerbeansiedlung an geeigneten Standorten gewährleisten. Mit einem „Entwicklungsprogramm Gewerbeflächen“ kann eine vorausschauende Flächenplanung gelingen, mit der die Region Kassel kompetitiv ist, Flächenkonkurrenzen vermieden werden und gleichzeitig Klimaanpassung sowie eine nachhaltige Entwicklung mitgedacht werden. „Die Gewerbeflächenentwicklung muss sich an klimatischen und energetischen Anforderungen orientieren. Darüber hinaus ist eine ressourcenschonende Nutzung von Flächen unter Berücksichtigung der landwirtschaftlichen Ertragsfähigkeit und klimatischen Anpassungsmaßnahmen notwendig, um die Region langfristig wettbewerbsfähig zu halten“, sagt ZRK-Verbandsdirektor Dirk Stochla. 

Das MORO fußt auf zwei Entwicklungsstrategien: dem Siedlungsrahmenkonzept „Wohnen und Gewerbe 2030“ des ZRK sowie dem Kreisentwicklungskonzept 2030 des Landkreises Kassel. Beide unterstreichen die Notwendigkeit interkommunaler Zusammenarbeit und einer zielgerichteten Lenkung der Gewerbeflächenentwicklung.  

Eine umfassende Kommunalbefragung, eine vertiefende Analyse in sieben ausgewählten Kommunen und die Einbindung eines projektbezogenen Expertenbeirats haben wertvolle Erkenntnisse zur bestehenden Gewerbeflächenstruktur geliefert. 

Eine zukunftsfähige gewerbliche Entwicklung erfordert eine strategische Steuerung auf regionaler Ebene mit verbindlichen Rahmenbedingungen. Die Zusammenarbeit zwischen Städten und Gemeinden ist essenziell, um eine koordinierte Entwicklung zu gewährleisten und Flächenkonkurrenzen zu vermeiden. 

Die Ergebnisse zeigen: Eine nachhaltige Gewerbeflächenentwicklung erfordert neue Ansätze. Neben einer effizienten Flächennutzung durch verdichtete Bauweisen müssen auch Themen wie Klimaschutz und Energieeffizienz berücksichtigt werden. Die Region Kassel braucht eine koordinierte Steuerung auf regionaler Ebene.  

Wie geht es jetzt weiter? Mit dem Abschluss des Modellprojekts übernimmt der Landkreis Kassel die Fortführung des Expertenbeirats und wird die kreisangehörigen Kommunen sowie die Stadt Kassel aktiv begleiten. Der ZRK wird seine Entwicklungsstrategie weiter ausbauen und sich verstärkt der gewerblichen Siedlungsentwicklung widmen. „Anzustreben ist eine innovative Gewerbeflächenentwicklung. Ein zentraler Aspekt ist dabei die effiziente Nutzung vorhandener Flächen – etwa durch verdichtete Bauweise sowohl in der Planung als auch im Bestand“, erklärt Fabian Dosch vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).  

Hintergrund: 

Der Landkreis Kassel in Kooperation mit dem ZRK wurde bundesweit als eine von sieben Modellregionen ausgewählt, in denen innovative Ansätze zur regionalen Steuerung der Siedlungs‐ und Freiraumentwicklung erprobt werden. Mit dem Kreisentwicklungskonzept 2030 des Landkreises Kassel und dem Siedlungsrahmenkonzept Wohnen und Gewerbe 2030 des Zweckverbands Raum Kassel gibt es bereits wichtige Grundlagen und Ziele für die gewerbliche Flächenentwicklung, an die im Rahmen des Bundesforschungsprogramms Modellvorhaben der Raumordnung (MORO) angeknüpft werden kann.