Gemeinsam gegen häusliche Gewalt

Postkartenaktion des Runden Tisches gegen häusliche Gewalt Region Kassel

von links nach rechts: Oberamtsanwältin Simone Walter (Staatsanwaltschaft Kassel), Vizelandrätin Susanne Selbert, Angela Graichen (Fachbereich Jugend Landkreis Kassel), Irmgard Schüler (Frauenbeauftragte Stadt Baunatal), Stadträtin Anne Janz, Oberstaatsanwältin Andrea Boesken (Staatsanwaltschaft Kassel), Henning Hinn (Polizeipräsidium Kassel).

Region Kassel. „Wir beziehen klare Position gegen häusliche Gewalt und haben daher die Postkartenaktion des Runden Tisches gegen häusliche Gewalt Region Kassel sehr gern unterstützt“, begründen die Kasseler Stadträtin Anne Janz und Vizelandrätin Susanne Selbert ihre Unterstützung für die jetzt anlaufende Sensibilisierungskampagne gegen Gewalt im häuslichen Umfeld. Unter der Überschrift „Gewalt daheim? – Gemeinsam gegen häusliche Gewalt“ werben Janz und Selbert zusammen mit einer Vielzahl von weiteren Repräsentanten des gesellschaftlichen Lebens dafür, das Thema Häusliche Gewalt „ernst zu nehmen und nicht unter den Teppich zu kehren“. Neben der Kasseler Stadträtin und der Vizelandrätin unterstützen Hakan Sahin, Migrationsbeauftragter der Polizei Nordhessen, Pete Ezedunor (Inhaber der Fitness  und Dance Academy Body & Soul), die Schauspielerin Sabine Wackernagel, Oberstaatsanwältin Andrea Boesken, Birgit Schopmans (Verein zur Förderung der Autonomie Behinderter – fab e.V.). Prof. Dr. Thomas Dimpfl (Leiter Fachklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Klinikum Kassel) sowie Alex Heinrich und Manuel Klinge von den Kassel Huskies die Aktion.

Mit der Postkartenaktion soll auf den Umfang und die Folgen häuslicher Gewalt aufmerksam gemacht und Betroffene ermutigt werden, sich Hilfe zu holen. Die Postkarten werden flächendeckend in Stadt und Landkreis Kassel verteilt – auf der Rückseite der Karten sind Ansprechpartner und Hilfsangebote abgedruckt.

„Häusliche Gewalt kommt in allen sozialen Schichten und Gruppen vor – verlässliche Schätzungen gehen davon aus, dass jede vierte Frau Gewalt im häuslichen Umfeld erlebt hat“, berichten Janz und Selbert. Allein im letzten Jahr wurden hessenweit über 7.700 Frauen Opfer häuslicher Gewalt. Dies seien nur die bei der Polizei gemeldeten Fälle – die Dunkelziffer sei weitaus höher, so Janz und  Selbert weiter.

Beim Polizeipräsidium Nordhessen wurden in 2015 insgesamt 931 Fälle häuslicher Gewalt bearbeitet – in den letzten drei Jahren war die Zahl der bearbeiteten Fälle in Nordhessen stabil. In Stadt und Landkreis Kassel wurden im letzten Jahr 524 Fälle häuslicher Gewalt bearbeitet. Davon betrafen 355 die Stadt Kassel und 169 den Landkreis.

Die Opfer-/Tatverdächtigenvergleiche der Polizei zeigen, dass Frauen stärker von Gewalt betroffen sind als Männer: Bei den in Hessen polizeistatistisch erfassten Vorfällen sind über 85 Prozent der Opfer weiblich. Ein umgekehrtes Bild ergibt sich bei den Tatverdächtigen, die zu über 85 Prozent männlich sind. „Diese Zahlen zeigen, dass wir weiter daran arbeiten müssen, die Sensibilität aller für die Wahrnehmung von Gewalt zu schärfen. Dafür sind solche Aktionen wie die Postkartenaktion wichtig“ betonen Janz und Selbert.

In der Region Kassel sorge der Runde Tisch gegen häusliche Gewalt seit 2003, dass ein Netzwerk entstanden ist, dass Hilfsangebote und Öffentlichkeitsarbeit sowie den fachlichen Austausch koordiniert. Impulsgeberin für den Runden Tisch war und ist Irmgard Schüler, Frauenbeauftragte der Stadt Baunatal. Mittlerweile arbeiten über 20 Ämter, Vereine und Gruppierungen am Runden Tisch mit.


Hintergrund

Die Postkarten „Gewalt daheim? - Gemeinsam gegen häusliche Gewalt“ findet im Umfeld des 25. Novembers, des Internationalen Tags für die Beseitigung der Gewalt gegen Frauen, statt. Jedes Jahr Ende November machen Frauengruppen und Hilfeeinrichtungen auf die Betroffenheit von Frauen durch häusliche und sexualisierte Gewalt aufmerksam.

Der Gedenktag geht zurück auf die Ermordung der drei Schwestern Mirabal in der Dominikanischen Republik in 1960 und soll zum Eintreten gegen Unrecht ermutigen. Seit vielen Jahren wird zum 25. November beispielsweise die Fahnenaktion: „Nein zu Gewalt an Frauen – frei leben ohne Gewalt“ der Frauenrechtsorganisation terre des femmes durchgeführt, an der sich auch Stadt und Landkreis Kassel und die Stadt Baunatal beteiligen.