Querverschub der Weserbrücke startet

Bad Karlshafen. Ein logistischer und bautechnischer Höhepunkt des Neubaus der der Weserbrücke in Bad Karlshafen startet: Der Querverschub der neu gebauten Brücke auf den erneuerten Brückenunterbau am Standort der alten Brücke. "Nachdem alle vorbereitenden Arbeiten abgeschlossen sind, kann die rund zehn Stunden dauernde Verschiebung beginnen", informiert Landrat Uwe Schmidt. Die Weserbrücke gehört zu einer Kreisstraße, für die der Landkreis verantwortlich ist.

v.l.n.r.: Volker Löwer vom Dezernat Bau von Hessen Mobil, Landrat Uwe Schmidt und Bürgermeister Marcus Dittrich.

Für den Verschub mussten die Brückenlager freigelegt und der Schiffsanprallschutz abgebaut werden. "Die Verschubbahnen wurden hergestellt und der Überbau der neuen Brücke angehoben", erläutert Volker Löwer vom Dezernat Bau Nordhessen von Hessen Mobil. An sich waren die Verschubarbeiten bereits für Anfang Juni geplant. Löwer: "Durch die Starkregenereignisse wurde das Baufeld unter der Brücke überflutet, so dass wir mehrere Tage nicht arbeiten konnten". Deshalb wird sich auch die Vollsperrung der Verbindung über die Weser um zwei Wochen verlängern.

Während des Querverschubs ist die Brücke auch für den Fußgängerverkehr komplett bis 20.00 Uhr gesperrt. "Wir müssen aus Sicherheitsgründen das gesamte Baufeld absperren", informiert Bauleiter Stephan Nolte von Hessen Mobil, der an Besucher und Zuschauer appelliert, während der Arbeiten das Baufeld nicht zu betreten.

Um die Verbindung für Fußgänger während des Verschiebevorgangs zu gewährleisten, ist ein Shuttle-Verkehr eingerichtet. Der Bus fährt zu jeder vollen Stunde ab Bahnhof Bad Karlshafen die Umleitungsstrecke über Lauenförde und Herstelle zur Haltestelle Sparkasse in Bad Karlshafen ab. 
Dort startet der Bus alle halbe Stunde für die Rückfahrt in die Karlshafener Gartenstadt. Nach Abschluss des Verschiebevorgangs wird die Weserbrücke für Anlieger und Radfahrer wieder ermöglicht. 

Mit dem Querverschub sind die Brückenbauarbeiten noch nicht abgeschlossen: "Der gesamte Überbau muss nach dem Verschub angehoben werden; die Verschublager werden ausgebaut und neue Brückenlager eingebaut", berichtet Nolte. Erst nach Einbau und Erhärten des Lagerbetons kann der Überbau abgelassen werden. Danach werden die fehlenden Kammerwände der Widerlager hergestellt und die Baugruben in den Widerlagerbereichen verfüllt. Im Anschluss werden dann die Übergangskonstruktionen an den jeweiligen Brückenenden abgebaut und zuletzt die Brückenkappen betoniert. "Wir sind beim Fortschritt der Arbeiten vom Abbindeprozess des Betons abhängig", weist Bauleiter Nolte auf eine Terminklemme für die Wiederöffnung der Brücke für den Verkehr hin: "Wir gehen davon aus, dass wir durch die Hochwassersituation und die damit einhergehenden Bauverzögerungen die Brücke bis längstens 12. Juli 2019 vollgesperrt lassen müssen". Parallel zu den Brückenbauarbeiten werden die Straßenbau- und Gehwegs-Arbeiten fertiggestellt.

"Der Bau der neuen Weserbrücke gehört zu den von den technischen Anforderungen und auch von der Finanzierung her herausforderndsten Straßenbaumaßnahmen an einer Kreisstraße der letzten und wahrscheinlich auch der nächsten zehn Jahre", betont Landrat Schmidt die Bedeutung des 10,6 Millionen-Projekts in der nördlichsten Stadt im Landkreis. Mit dieser Investition habe der Landkreis gezeigt, dass "wir die Infrastruktur im ländlichen Raum ernst nehmen und dafür sorgen, dass wir keine Brücken wegen unterlassener Sanierung sperren müssen", so Schmidt weiter.

Nach Prüfung einer Vielzahl von unterschiedlichen Varianten für die Brückensanierung im Zuge der Kreisstraße 77 hatte sich der Kreisausschuss des Landkreises Kassel auf Anraten der Brückenexperten von Hessen Mobil dafür entschieden, neben die zu sanierende Weserbrücke in Bad Karlshafen eine neue Brücke zu bauen und diese dann zu verschieben. Der Sanierungsplan bedeutete, dass die Unterbauten der Brücke vollkommen neu erstellt werden. Lediglich Teile der vorhandenen Gründungen verblieben im Flussbett. Der Straßenkörper der Brücke, der sogenannte Überbau, wurde auf einem Behelfsunterbau weseraufwärts neben die vorhandene Brücke gebaut und jetzt nach Fertigstellung auf den neuen Unterbau am bisherigen Standort verschoben.

Hessen Mobil und der Landkreis hatten sich die Entscheidung für diesen Bauablauf nicht leicht gemacht. "Seit Mitte 2012 wurden die unterschiedlichen Alternativen auf ihre Realisierung und die damit verbundenen Kosten untersucht", informiert Landrat Schmidt. Für den Neubau der Tragkonstruktion sprach besonders, dass die Voruntersuchungen des vorhandenen Unterbaus eine Vielzahl von Unwägbarkeiten aufgeworfen hatten. Die Untersuchung hatte ergeben, dass die Brücke eine Holzpfahlgründung hat, deren Zustand nicht wirklich bekannt war. Außerdem wären aus baurechtlichen Gründen umfangreiche Arbeiten an den Widerlagern erforderlich geworden. Der Neubau konnte im Gegensatz dazu nach dem neuesten Stand der Technik erfolgen. Außerdem verringern sich bei einem Neubau die Unterhaltungskosten in den Folgejahren.

Während der gesamten Bauzeit ist nur die aktuelle rund fünfwöchige Sperrung der Kreisstraße über die Weser notwendig. Für die Sicherstellung des Brandschutzes und der Hilfsfristen für den Rettungsdienst wurde in der Vollsperrungszeit eine Lösung gefunden. Für den Vollsperrungszeitraum werden Notfallrettung und Krankentransporte über Herstelle organisiert. Für die Feuerwehr ist während der Vollsperrung auf dem Gelände des Bauhofs der Stadt ein Feuerwehrfahrzeug mit der entsprechenden Besatzung eingestellt, dass auch eine Ersthelferausrüstung umfasst.

Nach Ausschreibung der Baumaßnahme wurde die Realisierung der Brückensanierung an eine Bietergemeinschaft aus Aschaffenburg und Darmstadt vergeben. Die Gesamtkosten der Sanierung belaufen sich auf rund 10,6 Millionen Euro, von denen der Landkreis rund 3,9 Millionen Euro übernimmt. Die restlichen rund 6,7 Millionen Euro werden aus Bundesmitteln vom Land Hessen als Förderung zur Verfügung gestellt.