Landrat im Gespräch mit Schülern der Herderschule

Thema: Kommunalpolitiker im Visier des Rechtsextremismus

Die Schüler der 13. Klasse stellten zahlreiche Fragen an den Landrat und Eva Gertz von der Fachstelle für Demokratieförderung und phänomenübergreifende Extremismusprävention (DEXT).

Landkreis Kassel. „Rechter Terror in Kassel: 1933-1945 und 2006-2019.“ Unter dieser Überschrift stehen in diesem Jahr zahlreiche Veranstaltungen der Herderschule in Kooperation mit der Volkshochschule im Vorfeld Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, der am 27. Januar begangen wird. 

Warum am 27. Januar? An diesem Tag vor 77 Jahren wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Ausschwitz und dessen Überlebende durch die Rote Armee befreit. „Für uns in der Stadt und im Landkreis Kassel ist dieser Tag Anlass, in die Vergangenheit zurückzublicken und gleichzeitig zu sehen, wo Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart bestehen“, erklärte Dr. Axel Wunderlich, Fachbereichsleiter für Gesellschaftswissenschaften an der Herderschule, anlässlich einer Gesprächsrunde von Landrat Andreas Siebert mit Schülern des Geschichtsleistungskurses. Das Thema hier: „Kommunalpolitiker im Visier des Rechtsextremismus.“

Wunderlich weiter: „Fremdenfeindlichkeit und der Hass auf diejenigen, die sich für Respekt und Mitmenschlichkeit einsetzen, sind Motive, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts genauso wie zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu Morden führen.“ Als Beispiele nannte er den Mord an Halit Yozgat am 6. April 2006 sowie die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke in seinem Heimatort Istha am 2. Juni 2019. 

In der anschließenden Gesprächsrunde stellten die Schüler der 13. Klasse zahlreiche Fragen an den Landrat und Eva Gertz von der Fachstelle für Demokratieförderung und phänomenübergreifende Extremismusprävention (DEXT). Darunter auch die Frage, ob er denn selbst auch schon bedroht worden sei. „Bedrohungen und Anfeindungen gehören mittlerweile leider zum Alltag von Kommunalpolitikern in ganz Deutschland“, bedauert Siebert. Besonders schmerzlich sei dies jedoch für die vielen ehrenamtlich Tätigen in den Kommunalparlamenten. 

Abschließend war man sich einig: Die Erinnerung an die Terrorherrschaft des Nationalsozialismus und den Holocaust ermahnt, neuerlich erstarkenden Antisemitismus ernst zu nehmen, der Ausgrenzung von Minderheiten entgegenzutreten und einer Verrohung in der Gesellschaft nicht wort- und tatenlos zuzusehen.

Hintergrund:

In den zurückliegenden Jahren versammelten sich Schüler des 13. Jahrgangs der Herderschule und interessierte Bürger traditionell am 27. Januar zu einer gemeinsamen Veranstaltung des Holocaustgedenkens im Hermann-Schafft-Haus. Auf dem Programm standen Vorträgen, Zeitzeugengesprächen und Diskussionen.

Dies wurde pandemiebedingt verändert. In Kooperation mit der vhs Region Kassel und dem Landkreises Kassel wurden in diesem Jahr 14 Module entwickelt, die jeweils von einer Geschichtslehrkraft der Herderschule vorbereitet und durch die Schüler ausgewählt werden konnten. 

Im Zentrum standen Angebote zu Themen der NS-Zeit. So etwa ein Gang entlang des Deportationszugs von der Schillerstraße zum Hauptbahnhof sowie ein Ortstermin zum Massenmord an italienischen Kriegsgefangenen im März 1945 am Bahnhof Wilhelmshöhe. Der Audio-Walk des Stadtmuseums, ein Besuch Gedenkstätte Breitenau sowie von Stolpersteinen im Vorderen Westen waren ebenso vertreten wie Informationen zur Bücherverbrennung und zur Rolle des Kasselers Roland Freisler, des Präsidenten des „Volksgerichtshofs“ in Berlin. Jüdisches Leben in Kassel wurde besonders durch einen Film über Lilli Jahn, einen Besuch der Synagoge und einen Gang entlang der Spuren Sigmund Aschrotts in den Blick genommen.

Doch auch die jüngere Vergangenheit mit ihren rechtsterroristischen Morden an Halit Yozgat 2006 und Walter Lübcke 2019 wurde erinnert. In einem Gespräch mit Landrat Andreas Siebert informierte sich eine Gruppe über das Thema Kommunalpolitiker/innen im Visier des Rechtsextremismus. Ein Modul zu Rechtsextremismus im Netz und der Besuch der Ausstellung „Netz gegen Hetz“ im Sara-Nussbaum-Zentrum waren gleichfalls auf die Gegenwart bezogen.

Eine Dokumentation der Module ist ab  27. Januar auf der Homepage der Herderschule zugänglich.