Pädagogisches Konzept für Geflüchtete

Auf dem Foto sieht man von links nach rechts: Ernesto Plantera, Dirk Becker, Vizelandrätin Silke Engler und Jörg Roßberg.

Nieste/Landkreis Kassel. Seit über sechs Jahren werden geflüchtete Menschen mit besonderem Betreuungsbedarf im ehemaligen Freizeitheim "Rotte Breite" bei Nieste vom Landkreis Kassel und dem Sicherheitsunternehmen Protex betreut.

"Wir stellen immer wieder fest, dass es einzelne Geflüchtete gibt, die in wegen ihrer Persönlichkeitsstruktur und ihrer Vorgeschichte in unseren Gemeinschaftsunterkünften nicht klarkommen und deshalb eine besondere Betreuung benötigen – dafür ist die Rotte Breite der richtige Ort", informiert Vizelandrätin Silke Engler. "Wir kümmern uns hier um verhaltenskreative, alleinreisende Geflüchtete, die in anderen Unterkünften angeeckt sind", ergänzt Protex-Chef Ernesto Plantera. Der Landkreis hatte die Betreuung in der Rotten Breite europaweit ausgeschrieben und Protex hatte ein überzeugendes Konzept zur Gewaltprävention vorgelegt und so auch den Auftrag erhalten.  "Uns hat die Kombination von sportlichen Aktivitäten mit Lern- und Qualifizierungsangeboten für mehr Sozialkompetenz gut gefallen und die bisherige Arbeit zeigt, dass dieser Ansatz auch Erfolg hat", erläutert Jörg Roßberg, Leiter des Fachbereichs Soziale Dienste und Migration des Landkreises. Aktuell sind 18 Geflüchtete in der Rotten Breite untergebracht, die tagsüber von Einrichtungsleiter Dirk Becker und rund um die Uhr von zwei Protex-Mitarbeitern betreut werden. "Leider konnten wir in den letzten beiden Jahren wegen der Corona-Pandemie unsere Angebote nicht im gewohnten Umfang anbieten – aktuell bessert sich die Lage aber wieder", berichtet Plantera weiter.

"Es gibt allerdings auch immer wieder Fälle, wo auch wir mit unseren Angeboten nicht weiterkommen", gibt Plantera zu. So war es vor kurzem zu einem tätlichen Angriff durch einen Bewohner der Rotten Breite in einem Niester Supermarkt gekommen. "Dieser Geflüchtete ist mittlerweile in sein Herkunftsland zurückgereist", berichtet Vizelandrätin Engler. In der Einrichtung war der Geflüchtete "unauffällig und freundlich", berichtet Einrichtungsleiter Dirk Becker. Geflüchtete Menschen hätten wie alle anderen Menschen ihre Freiheitsrechte und es "gibt für uns keine Möglichkeit Menschen ohne Grund einzusperren", betont Vizelandrätin Engler. Wenn Straftaten passierten, sei dies eine Aufgabe für die Polizei, ergänzt Fachbereichsleiter Roßberg.

Basis des Präventionskonzepts in der Rotten Breite sind intensive Gespräche mit den Geflüchteten, um so gezielt mögliche Konflikte und Probleme zu erkennen. Plantera: "Wir besprechen gemeinsam mit den Bewohnern persönliche Ziele, um Perspektiven zu entwickeln und Integration zu fördern". Probleme seien häufig die fehlende Perspektive für die weitere persönliche Entwicklung und damit einhergehend auch Drogenprobleme. "Unsere Erfahrung zeigt, dass wir in den letzten Jahren fast alle unserer Klienten so betreuen konnten, dass sie jetzt allein zurechtkommen und auch einen Arbeitsplatz gefunden haben", zieht Plantera eine positive Bilanz der bisherigen Präventionsarbeit in der Rotten Breite.