Im Landkreis wurden 45 Millionen Euro investiert

Servicezentrum Regionalentwicklung stärkt die Lebensqualität im ländlichen Raum

Modern und hell präsentiert sich das Wohnatelier im Dachgeschoss einer alten Scheune in Liebenau-Ersen. Unser Bild zeigt Oliver Brunkow (von links), Fachdienstleiter Kreisentwicklung, Bauherr Fridhelm Büchele, Landrat Andreas Siebert mit der neuen Broschüre „Bauen im Ortskern“, Peter Nissen, Leiter des Servicezentrums Regionalentwicklung, und Dirk Hofmann, Fachdienstleiter Regionalförderung.

Damit der ländliche Raum im Landkreis Kassel auch in Zukunft eine hohe Lebensqualität für die Bevölkerung bieten kann, werden jedes Jahr millionenschwere Investitionen angeschoben. Die Bilanz 2022 des Servicezentrums Regionalentwicklung kann sich sehen lassen: Allein im vergangenen Jahr sind für die Entwicklung des ländlichen Raums über 45 Millionen Euro in vielfältige Projekte geflossen. „Ich freue mich sehr, dass es uns wieder gelungen ist, wichtige Zukunftsprojekte im gesamten Landkreis Kassel auf den Weg zu bringen“, sagt Landrat Andreas Siebert. 

Gefördert wurden der Breitbandausbau und die Digitalisierung der Schulen, aber auch viele private Projekte, um Gebäude zu sanieren, Firmenstandorte zu sichern und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Dazu kommen verschiedene Freizeitangebote in den Kommunen, die Sanierung von Straßen und der Ausbau der Radinfrastruktur. „Die Mitarbeiter im Servicezentrum Regionalentwicklung erkennen die Bedürfnisse der Menschen in den Städten und Gemeinden des Landkreises und leisten einen großen Beitrag zum Erhalt und auch zur Verbesserung der Infrastruktur im ländlichen Raum“, lobt Siebert. Das zeigt sich auch beispielhaft am Mitwirken des Servicezentrums Regionalentwicklung bei der Erarbeitung einer lokalen Entwicklungsstrategie zur Anerkennung des Landkreises Kassel als LEADER-Förderregion. 

Ein Meilenstein der Regionalentwicklung ist das Kreisentwicklungskonzept des Landkreises Kassel (KEK). Es beschäftigt sich mit den Fragen „Wie wollen wir in Zukunft leben?“ und „Was müssen wir tun, um die Lebensqualität in unserer Heimat zu erhalten?“ Im KEK sind die zentralen Handlungsfelder und die damit einhergehende Zielrichtung für den Landkreis Kassel bis 2030 definiert. „Mit dem im Juli 2022 verabschiedeten Leitbild stellen wir die Weichen für eine gemeinsame und erfolgreiche Zukunft“, sagt Siebert. Dabei ist es wichtig, die vielfältigen Interessenlagen aller Beteiligten und der Öffentlichkeit zu einer Gesamtstrategie zusammenzuführen. „Das KEK bietet einen dynamischen Handlungsrahmen und wird fortlaufend überprüft und fortgeschrieben“, ergänzt Peter Nissen, Leiter des Servicezentrums Regionalentwicklung mit Sitz in Hofgeismar. 

„Durch die Aufnahme von Naumburg als neuen Förderschwerpunkt ist der Landkreis Kassel aktuell mit 48 Orten im Dorfentwicklungsprogramm“, betont Peter Nissen. Die Stadt Naumburg wird gemeinsam mit der Bürgerschaft in diesem Jahr Ideen entwickeln und ein kommunales Entwicklungskonzept erstellen. Neben kommunalen Investitionen insbesondere in die örtliche Infrastruktur werden auch private Projekte unterstützt – Eigentümer von Gebäuden im Fördergebiet können einen Förderantrag für die Sanierung Ihres Gebäudes stellen. Diese Möglichkeiten gibt es bereits in allen Ortsteilen von Breuna (bis 2023), Wesertal (bis 2025), Hofgeismar (bis 2026), Wolfhagen (bis 2027) und Immenhausen (bis 2027).  Die Dorfentwicklung in Naumburg läuft 2028 aus. 

Wie erfolgreich die Umsetzung der einzelnen Förderprogramme der Dorf- und Regionalentwicklung sind, zeigt sich bei einem Blick auf das vergangene Jahr: 2022 wurden 35 private und 18 kommunale Projekte im Rahmen der Dorfentwicklung sowie 8 private, 7 kommunale und 3 kreiseigene Maßnahmen in der Regionalentwicklung bewilligt. Ein Beispiel für ein erfolgreiches Privat-Projekt in der Dorfentwicklung ist der Ausbau einer Scheune in Liebenau-Ersen. Dort hat Fridhelm Büchele das Gebäude aus dem Jahr 1925 zu einem modernen Wohnatelier umgebaut. „Um den Landkreis Kassel auch in Zukunft als wirtschaftsstarken Standort zu erhalten, müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, um den Fachkräftemangel einzudämmen“, sagt Landrat Siebert und verweist dabei auf eines der kreiseigenen Projekte: „Eine Stellschraube wird unser geplantes Berufsorientierungszentrum sein. Wir haben dazu eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Erste Erkenntnisse belegen, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden“, so Siebert. Das Interesse an einem Berufsorientierungszentrum ist von Arbeitgeberseite und in den Schulen gleichermaßen groß. „Im Berufsorientierungszentrum können sich zum einen Unternehmen aus der Region als potenzieller Arbeitgeber präsentieren. Zum anderen haben Schüler die Möglichkeit, Berufe kennenzulernen und sich in den verschiedenen Gewerken auszuprobieren“, erklärt Siebert.

Auch bei der Digitalisierung ist der Landkreis Kassel einen großen Schritt weitergekommen. An 44 Schulstandorten und in den Kommunen Helsa, Niestetal, Vellmar, Wolfhagen, Naumburg und Zierenberg wurde der geförderte Breitbandausbau umgesetzt. Zudem gab und gibt es weitere privatwirtschaftliche Projekte von Telekommunikationsunternehmen in vielen Teilen des Landkreises Kassel. Lediglich in den Außenlagen, außerhalb der Ortskerne, erfolgte - bis auf die Gemeinde Espenau – bislang kein Ausbau. „Der Landkreis Kassel bereitet aktuell für die betroffenen Kommunen Fördermittelanträge vor. Sobald das Bundesförderprogramm geöffnet wird, können die Kommunen ihre Anträge einreichen“, informiert Peter Nissen. 

Zu einer guten Infrastruktur gehört die Barrierefreiheit. Auch im privaten Wohneigentum wird sie immer wichtiger und häufiger umgesetzt. Im vergangenen Jahr konnten allein über die Wohnungsbauförderung im Landkreis Kassel 33 Umbaumaßnahmen gefördert werden. „Es ist wichtig, dass Menschen mit Behinderung weiterhin ein selbstbestimmtes Leben im eigenen Haushalt führen können“, sagt Landrat Siebert. Darüber hinaus wurden im vergangenen Jahr 26 Wohnungen über das Hessen-Darlehen gefördert und auf den Weg gebracht. 

Auch in die Kreisstraßen und in den Radwegeausbau hat der Landkreis Kassel wieder kräftig investiert. Beispielhaft sind hier die abschließenden Arbeiten zum Neubau der K 47 im Zuge der Bauarbeiten an der Ortsumgehung Calden zu nennen, allein in dieses Projekt flossen knapp 1,8 Mio. Euro. Weitere 1,8 Mio. Euro wurden in die K 76 bei Helmarshausen investiert. Dort ist die Ortsumgehung der B83 seit Dezember für den Verkehr freigegeben. Insgesamt wurden im Landkreis Kassel 6,2 Mio. Euro für die Kreisstraßen ausgegeben. 

Der Landkreis Kassel hat im vergangenen Jahr – rechtzeitig zum 50. Geburtstag - durch die jeweils zuständigen Straßenmeistereien insgesamt 28 Willkommens-Schilder an Bundes- und Landesstraßen aufstellen lassen. Auf den Willkommens-Schildern sind Piktogramme zu sehen, die den Landkreis beschreiben. „Wir haben uns für den Vierklang aus Natur, Tourismus, innovativer Wirtschaft und Fachwerk entschieden“, erläutert Siebert. Die Natur wird durch einen Wald, der Tourismus durch einen Fahrradtouristen und die innovative Wirtschaft durch das Thema Elektro-Mobilität dargestellt.

Selbstverständlich behält der Landkreis auch die Verkehrswende im Blick und investiert weiter in den Radwegeausbau. So konnten 15 Förderbescheide in 13 Kommunen für Radwegprojekte übergeben werden. Des Weiteren wurden Machbarkeitsstudien für Radrouten entlang der K4 zwischen Niestetal und Nieste, an der K 51 in Grebenstein sowie entlang der L 3237 beziehungsweise der L 563 zwischen Niestetal und Nieste in Auftrag gegeben. Außerdem beteiligte sich der Landkreis Kassel unter anderem am Radwegeausbau in Fuldatal entlang der K 37. 

Mit den Naturparken Reinhardswald, Habichtswald und dem Geo-Naturpark Frau-Holle-Land, den vielen Eco-Pfaden und zertifizierten Wanderwegen ist der Landkreis Kassel auch als touristische Region im Herzen von Deutschland sehr beliebt. Als Anschub für viele wichtige Gemeinschaftsprojekte auf Destinationsebene und in der Zusammenarbeit mit den drei Touristischen Arbeitsgemeinschaften (TAG) flossen knapp 50.000 Euro in das Touristikmanagement. Im vergangenen Jahr wurden zudem Eichenstelen in den Naturparkkommunen Reinhardswald aufgestellt. Das Servicezentrum Regionalentwicklung ist außerdem an der Planung eines neuen Naturparkzentrums Habichtswald und dem weiteren Aufbau des Naturparks Reinhardswald beteiligt. „Wie sie an den vielen beispielhaften Projekten sehen können, kümmern wir uns laufend darum, den Landkreis Kassel mit unserem Servicezentrum Regionalentwicklung weiterzuentwickeln und fit für die Zukunft zu machen“, sagt Siebert abschließend. 

Die Zahlen auf einen Blick: 

Dorf- und Regionalentwicklung - 6.900.047 Euro
Wohnungsbauförderung - 2.985.373 Euro
Kreisstraßen - 6.198.435 Euro
Breitband und Digitalisierung - 27.313.587 Euro
Touristikmanagement - 48.600 Euro
Radverkehr - 1.363.527 Euro
Demografieagentur - 481.716 Euro
 

Hintergrund:

Das Servicezentrum Regionalentwicklung des Landkreises in Hofgeismar ist die zentrale Förderstelle des Landkreises, prüft die Förderfähigkeit der Projekte und verwaltet Fördermittel aus EU‐, Bundes‐ und Landesprogrammen. Unter dem Servicezentrum Regionalentwicklung sind zwei Fachdienste und eine Stabsstelle angesiedelt. Der Fachdienst Regionalförderung kümmert sich um die Dorf- und Regionalentwicklung sowie um die Wohnungsbauförderung. Der Fachdienst Kreisentwicklung ist für den Breitbandausbau und die Digitalisierung, die Kreisentwicklung, das Touristikmanagement, die Kreisstraßen und den Radverkehr zuständig. Die Stabsstelle Demografie, Ehrenamt und Kultur besteht aus der Demografie-Agentur und dem Koordinierungszentrum Ehrenamt.