Landkreis Kassel. Vizelandrätin Silke Engler hat eine Intensivklasse mit jungen Ukrainern an der Willy-Brandt-Schule besucht, um über die Zukunftspläne der Kriegsflüchtlinge zu sprechen und sich über das Angebot zur beruflichen Integration zu informieren. Integration durch Anschluss und Abschluss (InteA) heißt das Programm, bei dem die Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren zunächst grundlegende Kenntnisse der deutschen Sprache erwerben, um fit zu sein für den Übergang in eine Berufsausbildung oder den Wechsel in einen anderen Bildungsgang. Das Konzept wird flankiert durch ein sozialpädagogisches Angebot.
Im Gespräch mit Engler, Schulleiter Rainer Büchter und der Intensivklassenkoordinatorin Andrea Erdbahn berichteten die Schüler, was sie sich von der Schule wünschen. Übersetzt wurde von Lehrerin Olena Scherer. Unter anderem wünschen sich die jungen Ukrainer mehr Unterricht gemeinsam mit deutschen Schülern. Erdmann kündigte an, die Intensivklassen nach den Sommerferien neu zu organisieren und dabei auch die Möglichkeiten für mehr Probebeschulungen zu prüfen. Auch Engler versprach weitere Unterstützung. So wird das Beratungsangebot für die Geflüchteten durch die Arbeitsagentur erweitert, um die vielfältigen Chancen und Möglichkeiten des Ausbildungsmarktes in Deutschland vorzustellen. Für die Anerkennung bereits erworbener Abschlüsse werde derzeit nach einer bundeseinheitlichen Lösung gesucht, so Engler, die einräumte: „Es gibt viele Fragen. Aber es gibt leider noch nicht auf alle Fragen eine Antwort. Doch sobald wir Antworten haben, werden wir sie informieren.“
Die kreiseigene Willy-Brandt-Schule ist die Schwerpunktschule für Geflüchtete zwischen 16 und 18 Jahren im Landkreis und der Stadt Kassel. Sie kooperiert mit der Elisabeth-Knipping-Schule und der Herwig-Blankertz-Schule. Insgesamt werden an den drei Berufsschulen zurzeit 212 Jugendliche aus den EU und nicht EU Ländern in Sprachförderklassen unterrichtet. Seit Ende Februar wurden 98 geflüchtete Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine aufgenommen. Momentan sind die Aufnahmekapazitäten an den drei kooperierenden Schulen ausgeschöpft, so dass weitere Kapazitäten an der Friedrich-List-Schule geschaffen wurden. Hier werden insgesamt 38 junge Menschen aus der Ukraine beschult, die zum großen Teil bereits die ukrainische Hochschulreife über digitalen Unterricht mit ukrainischen Lehrern abgelegt haben.