Es brummt in Hofgeismar

Anschauungsfläche will für mehr Vielfalt auf Grünflächen werben

Freuen sich über die neue Anschauungsfläche: Hofgeismars Bürgermeister Torben Busse, Jürgen Düster (Fachdienstleiter Landschaftspflege beim Landkreis Kassel), die Projektinitiatorinnen Vanessa Quiatkowski und Dr. Julia Rosa-Schleich, Umweltdezernent Thomas Ackermann und Martin Geldmacher (Fachbereichsleiter Landwirtschaft).

Landkreis Kassel. „Wir wollen den generationsübergreifenden Schutz der Artenvielfalt im Kreisgebiet vorantreiben. Mit der Anschauungsfläche ist ein Baustein für Beratung und Umweltbildung gesetzt“, betont Thomas Ackermann, Umweltdezernent des Landkreises Kassel, bei der Eröffnung der Biodiversitätsfläche in der Manteuffel-Anlage in Hofgeismar. Auf einer Grünfläche des Landesbetriebes Bau und Immobilien Hessen (LBIH) ist seit Ende März auf knapp 1.500 Quadratmetern neuer Lebensraum für Insekten entstanden. Derzeit summt und brummt es auf der Fläche, die private Haushalte und Unternehmen zu mehr Biodiversität anregen soll. Die Fläche ist rund um die Uhr kostenfrei zugänglich. 

Für das Projekt wurden zahlreiche Sponsoren aus der Region gewonnen. Projektleiterin und Biodiversitätsbeauftragte Dr. Julia Rosa-Schleich: „Dank der Zusammenarbeit aller Beteiligten ist dieses Projekt so vielfältig geworden. Jetzt können die Menschen aus der Region nach Hofgeismar kommen und sich anschauen, mit welchen leicht umzusetzenden Maßnahmen ein Beitrag zur Artenvielfalt geleistet werden kann.“ Martin Geldmacher, Fachbereichsleiter Landwirtschaft bedankte sich auch bei den Kolleginnen und Kollegen des Fachbereiches, die tatkräftig und mit großem Engagement bei der Mitgestaltung des Nachhaltigkeitsprojektes unterstützt hatten. 

Auf fast 300 Quadratmetern können fünf Blühflächen bestaunt werden. Es wurde zertifiziertes, regionales oder gebietseigenes Saatgut mit gesicherter Herkunft verwendet. „Wir hätten niemals gedacht, dass die Vielfalt der Blühmischungen zusammen so gut wirkt“, erklärt Helmut Sauerland, Gartenfit Sauerland & Pult Gbr Breuna, bei der Eröffnung. Er hatte gemeinsam mit Sandra Pult im Frühjahr die Fläche auf eigene Kosten mit seinen Geräten vorbereitet. Die Saatgutmischungen wurden von Raffeisen Hofgeismar und der Gärtnerei Beringmeier gespendet. Darin sind ein- und mehrjährige Pflanzsamen enthalten. „Mit den unterschiedlichen Charakteristika, wie etwa die Wuchshöhen, können die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten für private, gewerbliche und kommunale Flächen differenziert und aufgezeigt werden“, erläutert die Biodiversitätsbeauftragte Rosa-Schleich. Zusätzlich findet sich auf der Biodiversitätsfläche ein großes Staudenbeet. Mitinitiatorin Vanessa Quiatkowski nutze ihre Expertise als ehemalige Zierpflanzengärtnerin: „Gepflanzt wurden ausschließlich einheimische und insektenfreundliche Stauden. Diese bieten ein breites Nahrungsspektrum für die unterschiedlichen Ansprüche von Hummeln, Honig- und Wildbienen sowie anderen Bestäubern.“ 

Damit die Insekten nicht nur Nahrung finden, sondern Lebensraum und Nistmöglichkeiten, gibt es auf der Anschauungsfläche ein großes Insektenhotel mit Dachbegrünung. Das Pflanzenmaterial für die Dachbegrünung wird vom Gartencenter Meckelburg zusammengestellt und gespendet. Das Insektenhotel wurde in Eigenregie von Mitarbeitenden des Fachbereichs Landwirtschaft erstellt. Nebenan befindet sich das sogenannte „Totholz-Habitat“, eine gestaltete Ansammlung von Ästen und Gehölz. Dieses bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten, Pilzen, Vögeln und Säugetieren. Auf der Fläche findet sich auch ein Lesesteinhaufen, der aus von den Mitarbeitenden gesammelten Steinen besteht. Zusätzlich hat der Regionalbauernverband Kurhessen e.V. weitere Steine angeliefert und damit den Lesesteinhaufen erweitert. „Insekten, Reptilien und in Gewässernähe auch Amphibien, erhalten durch ein günstiges Mikroklima einen angepassten Lebensraum. Im heimischen Garten kann so beispielsweise Eidechsen und Blindschleichen ein zu Hause geboten werden“, erklärt die Biodiversitätsbeauftragte. Wichtig sei, dass Natursteine verwendet und die Randbereiche nicht gemäht werden. 

In einem Bienenstock, gesponsert vom regionalen Glasfaser-Anbieter Goetel, konnte bereits der erste Honig geerntet werden. „Wir freuen uns, einen Beitrag zu dieser Anschauungsfläche und somit zum Artenschutz geleistet zu haben“, erklärt Goetels Geschäftsführer Daniel Kleinbauer. Ein paar Meter weiter befindet sich ein Hummelnistkasten, eine kleine Box vergraben in der Erde mit einer Öffnung, sodass zwei staatenbildende Insekten auf einer Fläche leben. „Die international renommiertesten Forschenden konnten zeigen, dass Wildbienen, Honigbienen und Hummeln sich ergänzen und die Widerstandsfähigkeit eines Ökosystems gegenüber externen Störungen erhöhen“, betont Dr. Rosa-Schleich. Letztlich sei nicht nur das Nahrungsangebot wichtig, sondern auch die Bereitstellung von Lebensräumen. Geplant sei auf der Fläche zudem ein Sandarium, also eine Sandfläche, in dem Wildbienen Nistmöglichkeiten finden könnten. „Dreiviertel der Wildbienenarten nisten im Boden. Um diese Arten zu unterstützen, ist es sinnvoll offene Bodenstellen ohne Vegetation zu erhalten oder ein Sandarium von mindestens einem Quadratmeter anzulegen“, erläutert die Biodiversitätsbeauftragte Rosa-Schleich. 

Die Stadt Hofgeismar hat für das Biodiversitätsprojekt eine Bank gespendet. „Auf der Märchenbank können Interessierte eine kleine Pause einlegen und den Anblick der Fläche genießen. Das Projekt ist ein Gewinn in Sachen Umweltbildung vor Ort“, bekräftigt Hofgeismars Bürgermeister Torben Busse. Als Klimakommune sei für Hofgeismar der Umwelt- und Naturschutz ein wichtiges Anliegen. 

„Das Projekt wächst ständig weiter und wird in den nächsten Jahren jedes Jahr neu erblühen. Derzeit suchen wir noch ein Sponsoring für eine Kräuterschnecke“, erklärt Thomas Ackermann. Die spiralförmige Steinanordnung einer Kräuterschnecke lasse das Anpflanzen von Kräutern aus unterschiedlichen Zonen zu. Besonders bienenfreundliche Kräuter wie Salbei oder Thymian könnten zu noch mehr Diversität auf der Fläche beitragen, so der Umweltdezernent. 

Möchten Sie mehr Informationen oder die Biodiversitätsfläche unterstützen? Dann wenden Sie sich gerne an Dr. Julia Rosa-Schleich:  dr.julia-rosa-schleichlandkreiskasselde