Stoff für fleißige Hände

  • Nähstube in der Gemeinschaftsunterkunft Pommernanlage eröffnet
  • Bewohner können kreativ werden und sich austauschen
  • Erste Gespräche über Kooperation mit einem Kasseler Modelabel


Wolfhagen.
Frauen aus dem Irak, Syrien und der Türkei sitzen zwischen Stoffbahnen und an den Nähmaschinen. Einige sind dabei Kleidung zu reparieren, andere setzen eigene Entwürfe um. Jeder der Freude an Handarbeiten hat ist hier willkommen. Die Stimmung ist ausgelassen. Wenn nötig hilft man sich gegenseitig. „Der Wunsch eine Nähstube einzurichten kam von den Bewohnern selbst“, erklärt Integrationsmanagerin Kathrin Schacht vom Landkreis, „und nun wird sie auch sehr gut angenommen.“

Azizah Hamou aus Syrien (links) und Zeynab Yasseri aus Afghanistan gehören zu den Frauen, die die Nähstube regelmäßig nutzen. Im Hintergrund (v.l.) Kira Kimm vom Kasseler Modelabel SOKI, Vizelandrat Andreas Siebert und Integrationsmanagerin Kathrin Schacht.

Die ehemalige Kaserne Pommernanlage bei Wolfhagen ist mit derzeit rund 400 Bewohnerinnen und Bewohnern die größte Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete im Landkreis Kassel. Das „Haus der Begegnung“, indem sich auch die Nähstube befindet, wurde vor zwei Jahren mit Hilfe der Hertie-Stiftung von Ehrenamtlichen und Geflüchteten gemeinsam renoviert und eingerichtet. Und auch jetzt, bei der Gestaltung der Nähstube, packten die Bewohner selbst mit an. Die Wände wurden frisch gestrichen, Schränke und die Nähmaschinen von privaten Spendern aufgebaut. Stoffreste spendete das Fachgeschäft Alfatex in Kassel.

Die Firma Alfatex aus Kassel spendete Stoffreste an die Nähstube. In der Bildmitte Lydia Hartwig, Mitarbeiterin von Alfatex. Eingerahmt von Nadine Koch und Patrick Stolze, den beiden WIR-Koordinatoren beim Landkreis Kassel.

„Das ist ein toller Ort der Begegnung, an dem Menschen aus vielen Nationen zusammentreffen und gemeinsam kreativ sind und miteinander ins Gespräch kommen“ freut sich Vizelandrat Andreas Siebert bei seinem ersten Besuch in der Nähstube. „Es zeigt sich wieder einmal, dass viele der Geflüchteten besondere Talente und Fertigkeiten mitbringen.“ Dem vorhandenen Gestaltungswillen Raum zu geben und damit auch die aktuelle Situation der Menschen zu verbessern, sei Teil der vom Landkreis aktiv unterstützten Integration.

Demnächst ist geplant einen kombinierten Näh- und Sprachkurs anzubieten. Über weitere Perspektiven wird auch schon nachgedacht: Bijan Otmischi, auch er Integrationsmanager beim Landkreis, erklärt: „Die Nähstube könnte ein Ansatz sein, vor allem weibliche Geflüchtete dabei unterstützen in den Arbeitsmarkt zu finden. Dabei hoffen wir auch auf Kooperationen mit interessierten Firmen.“

Erste Gespräche dazu werden schon geführt. Unter anderem hat die Nähstube das Interesse von Kira Kimm geweckt. Die gelernte Maßschneiderin und Mitbegründerin des Kasseler Modelabels SOKI propagiert einen nachhaltigen Lebensstil. Dazu gehört auch, alten Stoffen so neues Leben einzuhauchen, anstatt sie auf den Müll zu werfen. Einige Modelle aus der Kollektion lässt SOKI bei den Baunataler Werkstätten der Diakonie Kassel nähen. Auch eine Zusammenarbeit mit den Frauen in der Pommernanlage, so Kimm, könne sie sich gut vorstellen.