Aufbrechen und Ängste überwinden

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle des Landkreises organisiert regelmäßig Freizeitangebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen

Gemeinsam genossen die Teilnehmer der E-Bike-Tour eine Pause mit kühlen Getränken und kleinen Snacks an der Fulda.

Landkreis Kassel. E-Bikes sind zum Verkaufsschlager geworden und verändern gerade die Mobilität vieler Menschen. „Auch für Menschen mit psychischen Erkrankungen bietet diese Art der Fortbewegung viele neue Möglichkeiten“, erklärt der Sozialpädagoge Bijan Otmischi, Mitarbeiter der Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle (PSKB) des Landkreises und ausgebildeter Mountainbike-Scout, „zum Beispiel um Ängste zu überwinden und sich mutig auf bekannten und unbekannten Wegen zu bewegen.“ So entstand die Idee eine E-Bike-Tour mit vorherigem Fahrtraining anzubieten. Finanzielle Unterstützung dafür kam vom Verein Partner für psychisch Kranke im Landkreis Kassel e.V.  

Insgesamt 16 Teilnehmer hatten sich angemeldet und trafen sich auf einem Parkplatz am Buga-See. Vielen von ihnen saßen zuvor noch nie auf einem E-Bike. Ein kleines Training half jedoch die ersten Hürden zu überwinden. Neben Anfahr- und Bremsübungen sowie einem Slalomparcours wurden auch individuelle Fragen beantwortet. Zum Beispiel: Wann betätige ich die Nabenschaltung? Und wann erhöhe ich die elektronische Unterstützung, um den Anschluss an die Gruppe nicht zu verlieren? 

Auf dem R1 ging es dann Richtung Hann. Münden. Auf einer Picknickwiese bei Gut Kragenhof freuten sich die Teilnehmer auf die erste Pause mit kühlen Getränken und kleinen Snacks. Diese wurden standesgemäß im Lastenfahrrad mitgeführt. In Wilhelmshausen stärkte sich die Gruppe mit Eis und Kaffee. Danach ging es wieder zurück Richtung Kassel.  Insgesamt 48 Kilometer legten die Teilnehmer an diesem Tag zurück. 

Das Fazit aller Beteiligten war überaus positiv: „Ich habe in letzter Zeit wirklich den Gedanken gehabt, wie es wäre, mit einem E-Bike zu fahren. Wenn das heute nicht gewesen wäre, hätte ich das nicht geschafft. Das hat mir eine Tür aufgemacht und ich fand es absolut toll“, so einer der Teilnehmer. Ein anderer betonte: „Ich bin nach 20 Jahren das erste Mal wieder mit dem Rad gefahren und das war für mich eine tolle Herausforderung.“ 

Mit „losfahren, aufbrechen, sich freistrampeln“ beschreibt Sozialpädagogin Tina Diegeler von der PSKB, die auch stellv. Vorsitzende des Partnervereins ist, das Ziel des Ausflugs. „Gerade für Menschen, die aus dem ein oder anderen Grund schon lange nicht mehr auf dem Fahrrad gesessen haben, bot dieser Aktionstag einen Anstoß, es einfach mal mit einem E-Bike auszuprobieren. In der Gruppe fiel es einigen leichter, so ein Risiko einzugehen.“  

Eine Wiederholung der E-Bike-Tour ist also nicht ausgeschlossen. Der „Club Aktiv“ der PSKB bietet darüber hinaus aber auch weitere interessante Angebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen.