Landkreis Kassel. Das Rebhuhn hat es nicht leicht: Fressfeinde wie Greifvögel und Fuchs machen ihm das Leben schwer. Rückzugsorte werden immer seltener und auch die Futtersuche gestaltet sich für die Bodenbrüter immer schwieriger.
Der Landkreis Kassel und sein Landschaftspflegeverband (LPV) wollen ihren Beitrag dazu leisten, dass sich das Rebhuhn, der Charaktervogel für eine offene, vielfältige Feldflur, wieder heimisch fühlt. Während das Rebhuhn noch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine sehr verbreitete Art war, sind die Bestände seit 1980 um 93 Prozent eingebrochen. "Rebhühner stehen heute deutschlandweit auf der Roten Liste", erklärt Jürgen Düster, Fachdienstleiter Landschaftspflege beim Landkreis Kassel.
Das Rebhuhn ist eine Leitart der strukturreichen Agrarlandschaften und benötigt eine lange Ruhezeit zum Brüten und Aufziehen der Jungtiere, von der auch viele andere Arten wie Feldhase, Goldammer, Braunkehlchen und Insekten profitieren. Dafür benötigt das Rebhuhn ab März überjährige oder mehrjährige Blühflächen. Wenn die Küken im Juli geschlüpft sind, brauchen diese eine insektenreiche aufgelockerte Vegetation. Dazu eignen sich besonders einjährige Vegetationsbestände.
"Ein Nebeneinander von vorjähriger und neuer Vegetation bietet also den optimalen Rebhuhn-Lebensraum", erklärt Düster. Junge Rebhühner sind meist erst ab Mitte August selbstständig. Deshalb ist eine lange Ruhezeit auf den Flächen unabdingbar für eine erfolgreiche Aufzucht. In der heutigen Agrarlandschaft fehlen allerdings oft diese extensiven Strukturen als Rückzugsorte. "Um den Rebhühnern bessere Lebensraumbedingungen zu ermöglichen, wollen der Fachdienst Landschaftspflege des Landkreises Kassel und der LPV aufklären und Wege aufweisen, wie die seltenen Bodenbrüter geschützt werden können", sagt Umweltdezernent Thomas Ackermann. Im Februar wurden zunächst drei Infoveranstaltungen in Hofgeismar, Grebenstein und Istha durchgeführt. Der LPV hat zudem in Kooperation mit der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. (HGON) im Februar und März 2023 Rebhühner im Landkreis erfasst, um gezielt dort tätig zu werden, wo auch Rebhühner vorkommen.
Bereits im Herbst 2018 hatte der Regionalbauernverband in Hofgeismar in Zusammenarbeit mit dem Fachdienst Landschaftspflege beim Landkreis Kassel das Erstellen eines Grobkonzeptes zur Verbesserung der Situation der bedrohten Vogelarten in Auftrag gegeben. Auf Grundlage dieses Konzepts, gefördert von der Oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Kassel (RP), haben bereits 2019 einige Grebensteiner Landwirte einen kleinen Teil ihrer Ackerflächen zum Schutz des Rebhuhns und anderen Feldvogelarten für Blühflächen in Kombination mit Brachestreifen als Brutplatzhabitate zur Verfügung gestellt.
Der Fachdienst Landschaftspflege zahlt auf Antrag einen finanziellen Ausgleich für die entstandenen Kosten und den Ertragsausfall. Seit 2021 beteiligt sich auch die Stadt Grebenstein an dem Projekt. So können Pächter kommunaler Flächen ihre Pachtverträge ohne Anpassung des Pachtzinses verlängern, wenn sie einen Flächenbeitrag von 10 Prozent der Gesamtfläche für das Rebhuhnprojekt leisten. "Die Unterstützung und die Zusammenarbeit im Rahmen dieses Projekts ist vorbildlich", sagt Düster. Mittlerweile umfasst das Projektgebiet die Gemarkungen Grebensteins sowie Carlsdorf und Kelze. Aktuell bewirtschaften 25 landwirtschaftliche Betriebe einen Teil ihrer Fläche angepasst an die Lebensraumansprüche des Rebhuhns. "Davon sind etwa 30 Standorte mit Flächen in der Größenordnung zwischen 0,25 Hektar und 3 Hektar betroffen, insgesamt etwa 25 Hektar," berichtet Düster. Durch die enge Zusammenarbeit des Fachdienstes Landschaftspflege mit dem LPV werden die Landwirte bei der Optimierung bestehender Flächen unterstützt und bei der Anlage neuer Flächen beraten. "Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit den Akteurinnen und Akteuren vor Ort, insbesondere den Landnutzenden, die sich schon jetzt so toll für das Rebhuhn einsetzen", sagt Lydia Purkart, Mitarbeiterin des LPV, die für das Thema Rebhuhn zuständig ist.