Landkreis Kassel. Der beliebte Eisenbahntunnel auf dem Diemelradweg zwischen Trendelburg und Deisel ist ab dem 1. April geöffnet. Wanderfans und Radfahrende können bis Ende Oktober 2023 den Carlsbahntunnel wieder durchqueren. "Leider wurden die Leuchten im Tunnel erneut gestohlen, wodurch eine Notbeleuchtung und ein Hinweisschild zum Saisonstart notwendig sind", erklärt Peter Nissen, Leiter des Servicezentrum Regionalentwicklung, die aktuelle Situation. Durch die lange Lieferzeit der neuen Leuchten sei erst im Laufe des Aprils mit einem Einbau zu rechnen.
"Wir freuen uns, dass der für den Radtourismus wichtige Tunnel geöffnet werden kann. Dank der Unterstützung des Bauhofs der Stadt Trendelburg wird bald wieder neues Licht den Weg zeigen", betont Gerald Baumann, Touristikmanager des Landkreises Kassel, zum Saisonauftakt. Rund 3.000 Euro habe der Landkreis in die neue Tunnelbeleuchtung investiert.
Da im Tunnel Fledermäuse überwintern, muss er im Winter aufgrund einer Auflage der Naturschutzbehörden geschlossen bleiben. Ohne die Winterschließung wäre eine Öffnung des Tunnels nicht genehmigt worden.
Hintergrund:
Der Carlsbahntunnel wurde im Zuge des Baus der "Carlsbahn" von Hümme nach Karlshafen in den Jahren 1847 bis 1848 errichtet und diente dazu, eine Streckenführung durch die hochwassergefährdeten Flussauen des Diemeltals zu vermeiden.
Die Namensgebung "Carlsbahn" erfolgte in Erinnerung an Landgraf Carl von Hessen (1654−1730) der die gescheiterte Kanalverbindung von Kassel nach Karlshafen plante. Die Tunnelkonstruktion des ältesten Eisenbahntunnel Hessens und zweitältesten in ganz Deutschland wurde in Mischbauweise aus Ziegel‐ und Naturstein ausgeführt.
Als Besonderheit ist die Tunnelhöhe von 6,00 Metern für die erste Lokomotive von "Henschel und Sohn" anzusehen. Der "Drache" als erste Lokomotive aus Kasseler Produktion ist der Urahne der Henschel‐Lokomotiven und wurde unter der Fabrikats‐Nummer 1 im Juli 1848 an die Friedrich‐Wilhelms‐Nordbahn geliefert. Die Bahnlinie und damit der Tunnel wurden zuerst mit zwei, später mit drei Zugpaaren pro Tag bedient. Die Stilllegung der Bahnstrecke erfolgte für den Personenverkehr 1966 und für den Güterverkehr 1970.
Der Tunnel liegt direkt am Hessischen Radfernweg 4 und dem Diemelradweg. Wegen der damaligen Tunnelsperrung führte die Radroute auf rund 1,8 Kilometer in großem Bogen und mit beachtlicher Steigung westlich um den Kesselberg (dem Tunnelberg) herum. Nach umfangreicher Sanierung und Öffnung des Tunnels im Jahr 2014 erspart die zusätzliche Linienführung durch den Tunnel die Steigung und verkürzt die Strecke auf rund 800 Meter. Der Aufstieg zum Südportal wird durch eine Schiebestrecke ermöglicht. In den letzten Jahren wurde im Zuge des Eco‐Pfades Diemel eine Hinweistafel am nördlichen Tunnelportal aufgestellt, 2010 wurde ein Weg vom Radweg zum Nordportal ermöglicht. Die beiden Tunnelportale wurden 2011 nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten saniert. Im Jahr 2015 hat die kreiseigene Arbeitsförderungsgesellschaft im Landkreis Kassel (AGiL) zwei gemütliche Sitzgruppen am Südportal aufgestellt und am Diemelradweg weist seit der letzten Saison eine weitere Informationstafel im Eco Pfad‐Design sowie ein großes Hinweisschild auf die Attraktion "Deiseler Tunnel" hin. Außerdem würdigt eine Bronzetafel der Deutsche Stiftung Denkmalschutz am Südportal die beispielhafte Restaurierung des Carlsbahntunnels.