Bisher ergaben die Ermittlungen nach dieser Familienfeier, dass sich dort mindestens 36 der etwa 250 Gäste mit dem Coronavirus infiziert haben. Die Infizierten leben überwiegend in der Stadt Kassel, aber auch in anderen Landkreisen. Es ist nicht auszuschließen, dass die Fallzahlen weiter ansteigen, da einige Ergebnisse von Tests noch ausstehen. Inwiefern weitere Infektionen der vergangenen Tage auf diese Hochzeitsfeier zurückzuführen sind, ist Gegenstand der unter Hochdruck laufenden Ermittlungen.
Ermittlungen schwierig und langwierig – Mangelnde Kooperation Betroffener
Den ersten Hinweis auf ein Ausbruchsgeschehen erhielten die Behörden am Freitag, 2. Oktober. Die weiteren Ermittlungen zur Verfolgung der Kontaktpersonen gestalteten sich sehr schwierig und langwierig. Grund dafür sind erhebliche organisatorische Mängel auf Seiten des Veranstalters sowie falsche und unvollständige Angaben der Gäste.
Einige verhielten sich zudem nach der Kontaktaufnahme durch das Gesundheitsamt unkooperativ, was die Ermittlungen weiter verzögert und erschwert. Derartige Zuwiderhandlungen werden von der Stadt Kassel geahndet.
„Wir dürfen nicht dulden, dass einige wenige Unvernünftige durch ignorantes Verhalten, die Rückkehr zu einem weitgehend normalen Leben unter Pandemie-Bedingungen gefährden“, sagte Oberbürgermeister Christian Geselle, der sich darin einig ist mit Andreas Siebert, Erster Kreisbeigeordneter des Landkreises Kassel. „Ob beim Fußball, Handball, Eishockey, beim Kasseler Sommerspaß der Schausteller, in der Gastronomie und auch auf der Kasseler Kneipenmeile – an so vielen Stellen beweisen verantwortungsbewusste Menschen, dass alles sehr ordentlich und mit durchdachten Konzepten laufen kann, ohne dass es dadurch zu einem Infektionsgeschehen gekommen ist. Deshalb halten wir auch an unserem Ziel fest, dass der Märchenweihnachtsmarkt stattfinden kann.“
OB Geselle für niedrigere Teilnehmerzahlen ohne Genehmigungsvorbehalt
Deshalb spricht sich Oberbürgermeister Geselle, der auch Präsident des Hessischen Städtetags ist, dafür aus, die zulässige Teilnehmerzahl für private wie für öffentliche Veranstaltungen ohne Genehmigungsvorbehalt deutlich zu reduzieren. „Um das Infektionsgeschehen weiter unter Kontrolle zu behalten und zu einem weitestgehend normalen Leben unter Pandemie-Bedingungen zurückkehren zu können, ist es wichtig, die Teilnehmerzahlen bei privaten oder öffentlichen Veranstaltungen ohne Genehmigungsvorbehalt auf 30 zu begrenzen. Für alles, was darüber hinaus geht, muss eine behördliche Genehmigung nach Vorlage eines Abstands- und Hygienekonzeptes beantragt werden. Die Ordnungsämter können das in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern umsetzen.“
Auch deshalb ist die Stadt Kassel bereits in den vergangenen Wochen Hinweisen auf Verstößen gegen das geltende Tanzverbot konsequent nachgegangen. Außerdem schreitet die Stadt Kassel in Zusammenarbeit mit der Polizei ein, um zum Beispiel illegal stattfindende Veranstaltungen zu unterbinden.
Infektionen in Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete
Ein weiteres Ausbruchsgeschehen hat es in der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete im Kasseler Stadtteil Niederzwehren gegeben. Dort waren zunächst ein ehrenamtlicher Mitarbeiter und in der Folge zwei Bewohnerinnen, ein Bewohner sowie ein Kind positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die betroffenen Personen sowie alle ermittelten Kontaktpersonen wurden umgehend isoliert.
Um mögliche weitere Infektionsketten zu ermitteln und unterbrechen, werden alle Bewohnerinnen und Bewohner am kommenden Dienstag, 13. Oktober, getestet. Auf Grund der derzeit unklaren Infektionslage ist von der Stadt Kassel für alle 301 in der Einrichtung lebenden Menschen vorsorglich Quarantäne angeordnet worden. Sie dürfen das Gelände nicht verlassen und werden vor Ort vom für die Einrichtung zuständigen Regierungspräsidium Gießen und beauftragten Dienstleistern betreut.
7-Tage-Inzidenz liegt bei 27,8
Vor allem auf Grund der Infektionen bei der Hochzeitsfeier in Lohfelden ist die 7-Tage-Inzidenz für die Stadt Kassel bereits in der vergangenen Woche nach und nach gestiegen. Deutlich ist der Sprung jedoch nach Bestätigung weiterer Fälle über das Wochenende ausgefallen. Aktuell liegt die Zahl der bestätigten Fälle der vorangegangenen sieben Tage in der Stadt Kassel pro 100.000 Einwohner bei 27,8.
Daher befindet sich die Stadt Kassel inzwischen in der zweiten Stufe des Eskalationskonzeptes des Landes Hessen, wonach eine erhöhte Aufmerksamkeit, ein erweitertes Meldewesen sowie bedarfsgerecht angepasste Maßnahmen vorgesehen sind. Für die Berechnung der Inzidenzen werden die Bevölkerungszahlen des Hessischen Statistischen Landesamtes in Wiesbaden (Stand: 31.03.2020) zugrunde gelegt.
Übersicht der bestätigten Fälle der Atemwegserkrankung COVID-19
Übersicht der bestätigten Fälle der Atemwegserkrankung COVID-19, verursacht durch den Erreger SARS-CoV-2 aus der Familie der Coronaviren, im Bereich des Gesundheitsamts Region Kassel (Stand: Sonntag, 11. Oktober, 12 Uhr, Vergleich zum Freitag):
Stadt Kassel: 54 (+18) aktuell Infizierte, 659 (+30) gemeldete Fälle insgesamt,
Landkreis Kassel: 31 (+9) aktuell Infizierte, 605 (+13) gemeldete Fälle insgesamt.
Glücklicherweise wirkt sich der starke Anstieg der Fallzahlen bisher nicht auf die Belegung der Krankenhäuser aus. Aktuell befinden sich drei infizierte Personen im Krankenhaus, eine davon wird intensivmedizinisch behandelt. Alle anderen befinden sich, ebenso wie die Kontaktpersonen, in häuslicher Isolation.