29 plus eine – FrauenLebensOrte

Dr. Lilli Jahn, geb. Schlüchterer (1900 – 1944)

Briefe gegen die Unmenschlichkeit

Lilli Jahn wird am 5. März 1900 als Tochter eines jüdischen Kaufmanns in Köln geboren. Ihr Vater ermöglicht ihr ein Medizinstudium, welches sie 1924 mit ihrer Promotion abschließt. Zwei Jahre später lernt sie den protestantischen Arzt Ernst Jahn kennen. Die Beiden heiraten und Lilli Jahn zieht nach Immenhausen, wo das Ehepaar gemeinsam eine Arztpraxis betreibt. In den kommenden Jahren werden fünf Kinder geboren.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 erhält Lilli Jahn Berufsverbot. Zwar bleibt sie zunächst durch ihre „privilegierte Mischehe“ vor direkten Repressalien geschützt, dies ändert sich jedoch, als ihr Mann sich in eine andere Frau verliebt und von ihr die Scheidung verlangt.

1943 wird Lilli Jahn gezwungen, mit ihren Kindern nach Kassel zu ziehen. Kurz darauf wird sie verhaftet und in das Arbeitserziehungslager Breitenau verschleppt. Nur mit Briefen kann sie Kontakt zu ihren Kindern halten. Im März 1944 wird sie in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert, wo sie im September ermordet wird.

Martin Doerry, ein Enkel Lilli Jahns, veröffentlicht im Jahr 2002 Briefe, Bilder und andere Lebenszeugnisse in dem Buch „Mein verwundetes Herz“. In Immenhausen ist eine Straße und die Grundschule nach Dr. Lilli Jahn benannt.

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